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HPV-Impfung für Mädchen und Jungen – (m)eine Entscheidungshilfe

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20’000 Entscheidungen treffen Menschen laut Hirnforscher:innen täglich. Bei Eltern kommen etliche hinzu, denn sie müssen auch für ihre Kinder Entscheidungen treffen – zum Beispiel: Impfentscheidungen. Eine Vierfachmutter berichtet, warum sie sich für ihre Töchter und Söhne pro HPV-Impfung entschied.

Mein Grundvertrauen in die Medizin ist fest. Impfungen helfen, Einzelne und die Gruppe, in der sie leben, zu schützen: vor Erkrankungen und vor deren Folgen. Deshalb sind unsere Kinder gemäss den medizinischen Empfehlungen «durchgeimpft».
Als die Älteste zehn war, sprach unsere Kinderärztin uns auf die Möglichkeit an, sie im Rahmen der Krebsprävention gegen bestimmte Humane Papillomviren (HPV) zu impfen.

Was sind HPV?
HPV werden hauptsächlich via Haut- und Schleimhautkontakt übertragen, zumeist bei sexuellen Aktivitäten. Sogenannter Safer Sex schützt nur zu etwa 70 Prozent vor HPV. Fast 80 Prozent der Weltbevölkerung haben sich bis zum Alter von 50 Jahren mit HPV angesteckt.¹ HPV können Zellen der Haut und Schleimhaut infizieren. Meist verläuft die Infektion symptomlos und heilt von selbst wieder ab. Mitunter führt sie aber zu Feigwarzen oder zu einem unkontrollierten, tumorartigen Zellwachstum.

Wie gefährlich ist eine HPV-Infektion?
Einige HPV begünstigen Krebs: Sie verursachen Gewebeveränderungen, die als Krebsvorstufe gelten. Unbehandelt entsteht so schlimmstenfalls Krebs. Die häufigste von HPV verursachte Krebsform ist der Gebärmutterhalskrebs, der fast ausschliesslich von HPV verursacht wird. In der Schweiz erhält im Schnitt täglich eine Frau die Diagnose Gebärmutterhalskrebs, 80 Frauen sterben jährlich daran.² HPV sind auch für Krebsarten an Penis, Anus sowie Rachen verantwortlich.

Was bringt eine HPV-Impfung?
Das Hauptargument für die HPV-Impfung unserer Tochter war die Krebsprävention: Die Impfung senkt die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle nachweislich um 90 Prozent.³⁻⁴ Dass der Impfschutz nur effektiv ist, solange unsere Tochter noch keinen Kontakt mit HPV hatte, und dass sie bei einer Impfung vor ihrem 15. Geburtstag nur zweimal geimpft werden musste, sprach für einen baldigen Impftermin.

HPV-Impfung ist eine Sache für Mädchen und Jungen, für Frauen und Männer!
Kurz danach kam unser Zweitältester ins HPV-Impfalter. Dass wir ihn auch gegen HPV impfen würden, stand für uns Eltern ausser Frage. Schliesslich schützt die Impfung ihn selbst und spätere Sexualpartner:innen vor von HPV verursachtem Krebs.

Wichtig!
Sollte die Impfung im Kindesalter oder Jugendalter versäumt werden, kann sie später nachgeholt werden. Eine spätere Impfung ist auch sinnvoll, wenn man bereits sexuell aktiv war, da HPV verschiedene Typen hat und eine Ansteckung mit mehreren Typen gleichzeitig selten ist. Der Impfstoff kann bei einer bereits bestehenden HPV-Infektion vor den anderen HPV-Typen schützen, die er abdeckt. Deshalb wird die Impfung für junge Erwachsene bis 26 Jahre empfohlen.
Noch eines: Auch Frauen zwischen 27 und 45 Jahren können sich auf eigene Kosten noch nachimpfen lassen (eventuell Beteiligung durch Zusatzversicherung). Und auch hier gilt, dass bei einer bereits bestehenden HPV-Infektion der Impfstoff gegen alle übrigen HPV-Typen schützen kann, mit denen sich die Frau noch nicht angesteckt hat.

3 wichtige Fakten zur HPV-Impfung

• Das Schweizer BAG empfiehlt die HPV-Impfung allen 11- bis 14- Jährigen (Nachholimpfung für 15- bis 26-Jährige).

• Eine Impfserie vor dem 27. Geburtstag ist kostenlos.

• Safer Sex (Kondom) schützt nur bedingt vor einer HPV-Infektion.

¹ HPV: Diagnosis, Prevention, and Treatment. Clinical Obstetrics and Gynecology (lww.com)
² Humane Papillomaviren Krankheiten & Symptome | HPV Infoportal (msd-gesundheit.ch)
³ Früher Rückgang der Zervixläsionen durch HPV-Impfung (aerzteblatt.de)
⁴ Lei J et al. HPV vaccination and the risk of invasive cervical cancer. N Engl J Med. 2020; 383:1340 – 8. DOI: 10.1056/NEJMoa1917338

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