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Blasenentzündungen – das oft verschwiegene Leiden

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Jede vierte Frau ist von Blasenentzündungen betroffen, die die Lebensqualität erheblich einschränken können, insbesondere wenn sie häufig, jedes Mal nach dem Geschlechtsverkehr auftreten oder nach einer Therapie nicht verschwinden. Viele Frauen sprechen nicht gerne über dieses intime Problem, obwohl es sich um eine Erkrankung wie andere auch handelt. Prof. Dr. med. Annette Kuhn gibt im Interview einen Überblick über Harnwegsinfekte und erklärt, was man zur Vorbeugung tun kann.

Prof. Dr. med. Annette Kuhn 

Chefarzt-Stellvertreterin Gynäkologie Geburtshilfe FMH Schwerpunkt operative Gynäkologie und Urogynäkologie,
Leitende Ärztin Zentrum für Urogynäkologie

Wie entstehen Harnwegsinfektionen und welche Symptome können auftreten?
Harnwegsinfekte entstehen, wenn Bakterien – meistens Darmkeime – in die Blase aufsteigen, sich dort vermehren können und dann eine Entzündung des Gewebes hervorrufen. Für die Betroffenen bedeutet das meistens Blasenkrämpfe, Schmerzen, häufiges Auf-die-Toilette-Gehen und Brennen beim Wasserlösen. Manchmal kann es auch zu sichtbaren Blutbeimengungen im Urin kommen.

Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer?
Das hat anatomische Gründe: Frauen haben eine viel kürzere Harnröhre als Männer, sie ist bei ihnen nur zwischen zwei und drei Zentimeter lang. Aus diesem Grund können Bakterien viel schneller in die Blase eindringen.

Gibt es Risikofaktoren?
Risikofaktoren bei Frauen sind Geschlechtsverkehr, Menopause mit Dünner-werden der Scheidenhaut, Diabetes und Stuhlinkontinenz, bei Männern Erkrankungen der Prostata und bei beiden Geschlechtern Resturinbildung.

Wenn man als Frau Beschwerden verspürt: Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Es gibt zahlreiche nicht antibiotische Therapien, die Frauen ohne Rezept bereits beginnen können: Hier erkundigen Sie sich am besten bei Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker des Vertrauens nach den passenden Produkten. Eine ausreichende Trinkmenge von zwei bis drei Litern hilft zusätzlich, die Bakterien auszuschwemmen.
Wenn die Beschwerden mit diesen Massnahmen nach drei Tagen nicht besser sind, Blasenentzündungen rezidivieren, das heisst mehr als dreimal pro Jahr oder mehr als zweimal in sechs Monaten auftreten oder nicht verschwinden, Fieber oder Flankenschmerzen auftreten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Was können Frauen vorsorglich für eine gesunde Blase tun? Spielt ein gutes Immunsystem hier eine Rolle?
Eine ausreichende Trinkmenge von zwei bis zweieinhalb Litern pro Tag, je nach Körpergewicht, ist sicher hilfreich, bei warmen Temperaturen natürlich mehr. Urin sollte die Farbe von hellem Weisswein haben und nicht von starkem Schwarztee, sonst hat man zu wenig getrunken. Ein gutes Immunsystem ist sicherlich hilfreich und hilft auch bei Blasenentzündungen vorbeugend.
Bei Frauen nach den Wechseljahren sollten wir auch an eine lokale Hormontherapie denken, die die Abwehr im Intimbereich deutlich unterstützen kann. Hier stehen Salben, Zäpfchen und Tabletten zum Einführen in die Scheide zur Verfügung sowie pflanzliche Mittel.

Gibt es abschliessend noch weitere Tipps, die Sie unseren Leserinnen mit auf den Weg geben wollen?
Trinken Sie ausreichend und nehmen Sie sich Zeit für die Blasenentleerung, die Sie ohne Druck ausführen sollten. Achten Sie darauf, in der Badesaison nasse Badekleider nach dem Schwimmen gegen trockene Sachen auszutauschen. Falls Sie unter unwillkürlichem Stuhlverlust (Stuhlinkontinenz) leiden, reden Sie mit einer Ärztin oder einem Arzt Ihres Vertrauens darüber; ohne eine gute Therapie der Stuhlinkontinenz können die Blasenentzündungen meistens nicht in den Griff bekommen werden.

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