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Perspektive Leben

Credits: unsplash

Mit Anfang 30 trifft die Diagnose Brustkrebs Frauen zumeist, während ihr Leben gerade Fahrt aufnimmt: im Beruf wie in der Familie. Caroline* beschreibt hier ihren Weg von der Diagnose im Jahr 2018 über die Behandlungen bis heute – und wie es ihr gelingt, trotz Krebs den Kurs zu halten.

Wie und wann wurde Ihr Brustkrebs diagnostiziert?
Ich war in der Umkleidekabine und probierte gerade neue Unterwäsche an, da ich meinen kleinen Sohn gerade abgestillt hatte. Plötzlich bemerkte ich eine Verhärtung in meiner Brust. Ich machte mir Sorgen und vereinbarte unverzüglich einen Arzttermin. Im Ultraschall zeigte sich deutlich ein zweieinhalb Zentimeter grosser Knoten. Die schliesslich durchgeführte Gewebeentnahme brachte mir Gewissheit: Ich war 31 und hatte Brustkrebs, noch dazu einen Triple Negative Breast Cancer. Dieser ist besonders aggressiv. In dem Moment, als ich die Diagnose erfahren habe, brach für mich als junge Mutter eine Welt zusammen. Der Gedanke, meinen Sohn nicht aufwachsen sehen zu können, trieb mir sofort die Tränen in die Augen und zog mir den Boden unter den Füssen weg. Ich war erst malfassungslos, wusste nicht weiter.

Haben Sie einen Weg gefunden, mit den anfänglichen Emotionen umzugehen?
Anfangs fühlte ich mich mit der Diagnose und der Erkrankung sehr allein. In meiner Familie gab es keine Brustkrebsgeschichte, keiner konnte so richtig nachfühlen, wie es in mir aussah. Während sich bei meinen Freundinnen alles um den nächsten Schritt in der beruflichen Karriere oder Partnerschaft drehte, beschäftigte mich mein Krebs rund um die Uhr. Über ein Event für Betroffene lernte ich schliesslich eine Frau kennen, die ihren Kampf gegen den Krebs – ein aggressiver wie meiner – vor Jahren schon gekämpft und gewonnen hatte. Die Gespräche mit ihr waren für mich wie die Leitplanken an der Autobahn – ich blieb in der Spur. Noch heute sind wir sehr enge Freundinnen.

Wie hat die Behandlung ausgesehen und wie erging es Ihnen dabei?
Ich startete direkt mit einer Chemotherapie, drei weitere folgten. In dieser Zeit schlief ich schlecht, fühlte mich müde und erschöpft. Ich hatte grosse Angst und wurde diese lange nicht los. Als mir Haare, Augenbrauen und Wimpern ausfielen, war mein Krebs für alle sichtbar. Für meinen Sohn war ich trotz allem auch mit kahlem Kopf immer noch «die schönste Mama der Welt». Die Verbundenheit zu meinen Lieblingsmenschen half mir in dieser Zeit, Kurs zu halten. Der Krebs hatte mich immerhin in vollem Lauf erwischt: Mein Sohn war bereit für die Kinderkrippe und ich für einen beruflichen Wiedereinstieg.

Wie geht es Ihnen heute, und was raten Sie anderen Frauen?
Heute bin ich in Remission. Vor den regelmässigen Kontrollen beschleicht mich immer ein mulmiges Gefühl, dass der Krebs wieder zurückkommt. Durch die Erkrankung habe ich allerdings gelernt, Wünsche und Vorhaben nicht aufzuschieben und jeden Tag bewusst zu leben. Das rate ich generell allen Frauen, ob mit oder ohne Brustkrebs!!
Ich bin froh, dass mein rascher Gang zur Ärztin Schlimmeres verhindern konnte, denn der Krebs wurde rechtzeitig erkannt und behandelt. Und es geht mir gut! Ich rate allen Frauen, ihre Brust regelmässig selbst abzutasten und die routinemässigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Denn Brustkrebs kann jede treffen.

* Name von der Redaktion geändert

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