Start » News » Die Kunst ist das Lachen nicht zu verlieren
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Seit 2021 lebt Nadja S. (46) mit metastasiertem hormonrezeptorpositivem Brustkrebs. Im nachfolgenden Gespräch erzählt sie, wie sie mit der Diagnose umgeht und welche Auswirkung die Erkrankung auf ihre Beziehung hat.

Nadja S. 

Diagnose 2021: metastasierter hormonrezeptorpositiver Brustkrebs

Liebe Nadja, was hat die Diagnose «Brustkrebs» bei dir ausgelöst? Was macht das aus einem Menschen?
Ich war 39, als bei mir im Jahr 2015 Brustkrebs diagnostiziert wurde. Für mich war Krebs vorher eine unbekannte Krankheit. Ich dachte, jetzt muss ich sterben. Mit meinem jetzigen Mann war ich gerade erst ein Jahr zusammen. Da ist eine Welt zusammengebrochen. Ich hätte verstanden, wenn er geht. Aber er ist geblieben. Durch Internetrecherchen haben wir gelernt, dass 80 Prozent der Brustkrebspatienten überleben. Das hat mir und ihm Mut gegeben, all das durchzustehen.
Und ich habe das auch gut geschafft, trotz Therapien, Operationen und Nebenwirkungen. Du lebst bewusster, wirst sanfter. Da ich sehr sportlich bin, ist mir manches auch leichter gefallen. Im Januar 2021 dann der Schock: Es wurden Metastasen in Lunge, Leber, Lymphknoten und Knochen entdeckt. Ich bin nun sogenannte «Palliativpatientin».

Wie lebst du mit der Aussicht auf eine «begrenzte Lebenszeit»?
Anfangs war es furchtbar. Die Ärzte haben mir noch drei Monate zu leben gegeben. Ich bin Mitte 40, Mutter einer minderjährigen Tochter, habe Träume, möchte das Leben geniessen. Die Kunst ist, dabei nicht zu verzweifeln. Nicht das Lachen zu verlieren, «trotzdem» fröhlich zu sein. Deswegen möchte ich die Lebenszeit, die ich noch habe, bestmöglich auskosten. Mit lieben Menschen zusammen sein, reisen, wandern. Ich war in der Zwischenzeit schon zweimal pilgern. Gerade war ich mit meiner Tochter an der portugiesischen Küste 110 Kilometer weitwandern. Das war herrlich! Ich möchte noch viel Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringen. Ich sauge das Leben förmlich auf.

Inwieweit hat sich deine Perspektive auf das Leben verändert?
Wichtig ist mir, nichts mehr aufzuschieben! Meine Mutter sagt mir manchmal: «Musst du gerade jetzt pilgern gehen?» Und ich sage: «Ja, ich muss und möchte jetzt gehen.» Mache die Dinge jetzt! Ich weiss nicht, was morgen ist. Und ich bin jeden Tag dankbar dafür, meinen Kaffee in der Früh trinken zu dürfen.

Was gibt dir in schwierigen Momenten Kraft und Zuversicht?
Alle drei Monate werde ich untersucht. Das Warten auf den Befund ist eine wirklich schwere Zeit. Da positiv zu bleiben, ist eine Herausforderung für mich. Was mir dabei hilft? Die Familie. Familie und Freunde lenken mich ab, bringen mich auf andere Gedanken. Was mir auch hilft, ist Schreiben. Ich schreibe viel auf Social Media. Das ist für mich quasi Psychoonkologie. Geteiltes Leid ist schliesslich halbes Leid.

Wie hat sich die Krankheit auf deine Partnerschaft ausgewirkt?
Der Partner steht hilflos daneben. Krebs ist ein unsichtbarer Gegner. Bei einer Erkältung mache ich mir einen Tee, bei Krebs geht das nicht. Aber mein Partner steht zu mir. Im April 2021, also in der schlimmsten Zeit kurz nach der Metastasendiagnose, haben wir sogar geheiratet.

Er versucht, mir jeden Wunsch zu erfüllen, mich zu unterstützen, soweit ihm das möglich ist. Seine Zuversicht gibt mir sehr viel Energie.

Gibt es einen Ratschlag, den du anderen Betroffenen mitgeben möchtest?
Nicht die Hoffnung verlieren! Es kann immer eine Therapie geben, da hat sich die Medizin stark weiterentwickelt. Sehr wichtig ist auch, sich zu bewegen, fit zu bleiben. Dadurch stemmst du die Nebenwirkungen besser. Wenn es einem psychisch und physisch schlecht geht, kann einem Sport dabei helfen, es quasi rauszuschwitzen. Auch ein offener Umgang mit der Krankheit, nichts in sich reinzufressen, ja es rauszulassen, wirkt befreiend. «Leben und das Leben geniessen», das war für mich schon vor Jahrzehnten mein Lebensmotto – und ist es bis heute geblieben.

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